15-01-2009, 03:43 PM
Hæftigt 
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Zeit der Dumpingpreise
Bei den Luxusuhren tobt eine ruinöse Rabattschlacht
von Victor Weber
Zürich - Noch vor sechs Monaten jammerten die Juweliere, sie könnten viel mehr Uhren verkaufen, als sie geliefert bekommen, während die Hersteller einen Mangel an Spezialisten beklagten. Das Blatt hat sich gewendet: Schon letzten Monat ist in der Uhrenindustrie die Arbeitslosenquote markant gestiegen. Der Handel sitzt auf vollen Lagern und sorgt sich um die Liquidität.
In den USA und in Asien ist eine Uhrenblase geplatzt. Der Graumarkt lockt im Internet mit Rabatten von 40 bis 60 Prozent. Detaillisten und Grossisten forcieren «Private Sales», an denen Luxusuhren zu Dumpingpreisen verhökert werden. Die schriftlichen Einladungen gehen oft nicht nur an Mitarbeiter, sondern auch an ihre Familien und «Freunde». So ist etwa die zum Verkauf stehende Juwelierskette Sincere verfahren, als sie in Hongkong vom 17. bis 19. Dezember Uhren der Genfer Marken de Grisogono und Franck Muller zu «aussergewöhnlichen Preisen» anbot. Ähnliche Aktionen gab es in Singapur, Kuala Lumpur und Bangkok. Schweizer Spezialisten haben beobachtet, dass im Schnitt 65 Prozent Rabatt gewährt wurde und dass mitunter jedermann willkommen war und keine Stückzahlbeschränkungen galten. Zu extremen Dumpingpreisen wurden Uhren der Genfer Manufaktur Roger Dubuis verscherbelt. So wurde etwa das Herrenmodell der Referenznummer G37140/3.63 für 45 000 Hongkong-Dollar auf den Markt geworfen - der Listenpreis beträgt 210 400 HKD (30 000 Franken). Es versteht sich, dass die Abnehmer versuchen, die Ticker auf dem Parallelmarkt weiterzuverkaufen. Für das Image der Luxusmarken ist das verheerend.
Uhrenkönig Wempe droht mit «kraftvoller» Reaktion
Die Aktionitis breitet sich auch in Europa aus, etwa in England, Spanien oder Italien, wo der Uhrenmarkt eingebrochen ist. Selbst in Deutschland, wo sich die Konsumentenlaune erstaunlich lange gehalten hat, sind erste Anzeichen zu erkennen. Wempe, der grösste deutsche Juwelier mit 500 Mitarbeitern, hat dies am 29. Dezember in einem ebenso besorgten wie geharnischten «Rundschreiben an alle Lieferanten» festgehalten: «Vorboten dieser Entwicklung waren bereits die Presale- und ersten "Preisknüller"-Aktionen einiger Juweliere.» Die Hersteller erhalten einen Schuss vor den Bug: «Diesen Weg wollen wir prinzipiell nicht einschlagen, halten uns aber die Möglichkeit offen, wenn diese Aktionen nicht unterbunden werden, darauf angemessen, aber kraftvoll zu reagieren.» Wempe unterhält in Deutschland 19 Geschäfte und betreibt 6 internationale Filialen, so in Paris oder New York.
Der deutsche Uhrenkönig rechnet im «optimistischen, ehrgeizigen» Szenario mit einem Umsatzrückgang von 10 Prozent im laufenden Jahr. Um die Lagerumschlagsgeschwindigkeit und damit die Liquidität zu sichern, müsse aber solchenfalls das Einkaufsvolumen «um zirka 25-30 Prozent zurückgefahren» werden - «je nach Drehzahl der jeweiligen Marke». Beyer, der Platzhirsch an der Zürcher Bahnhofstrasse, hat sich - nach einem wider Erwarten guten Weihnachtsgeschäft - vorsichtig auf einen Rückgang von 15 bis 20 Prozent eingestellt.
Die russischen Uhrenhandelsketten Mercury oder Louvre, aber auch die amerikanische Tourneau haben Hersteller längst aufgefordert, keine Ware mehr zu liefern. Tourneau zum Beispiel hat im November 40 Prozent weniger Rolex abgesetzt.
So weit gehen Wempe und bedeutende Schweizer Juweliere wie Les Ambassadeurs nicht. Aber auch sie haben Uhrenmarken angehalten, sie zu benachrichtigen, wenn bestellte Ware geliefert werden kann. «Wir bitten um strikte Beachtung dieses Vorgehens, um unnötige Rücksendungen zu vermeiden», moniert Wempe.
Hersteller wie etwa Rolex oder Breitling haben begonnen, die Produktion zu drosseln, und Temporärstellen gestrichen. Der Fachhandel befürchtet indes, dass weiterhin auf Halde produziert wird. «Ausgesprochen pessimistisch» gibt sich Michael Tay, Patron des asiatischen Distributors The Hour Glass: «Die Manufakturen haben nach wie vor unrealistische Erwartungen und werden gleich viel Uhren produzieren wie 2007, in der Hoffnung, ihre hohen Investitionen rentabilisieren zu können.» Dabei sei die «Uhrenlawine» schon niedergegangen.
Publiziert am 10.01.2009

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Zeit der Dumpingpreise
Bei den Luxusuhren tobt eine ruinöse Rabattschlacht
von Victor Weber
Zürich - Noch vor sechs Monaten jammerten die Juweliere, sie könnten viel mehr Uhren verkaufen, als sie geliefert bekommen, während die Hersteller einen Mangel an Spezialisten beklagten. Das Blatt hat sich gewendet: Schon letzten Monat ist in der Uhrenindustrie die Arbeitslosenquote markant gestiegen. Der Handel sitzt auf vollen Lagern und sorgt sich um die Liquidität.
In den USA und in Asien ist eine Uhrenblase geplatzt. Der Graumarkt lockt im Internet mit Rabatten von 40 bis 60 Prozent. Detaillisten und Grossisten forcieren «Private Sales», an denen Luxusuhren zu Dumpingpreisen verhökert werden. Die schriftlichen Einladungen gehen oft nicht nur an Mitarbeiter, sondern auch an ihre Familien und «Freunde». So ist etwa die zum Verkauf stehende Juwelierskette Sincere verfahren, als sie in Hongkong vom 17. bis 19. Dezember Uhren der Genfer Marken de Grisogono und Franck Muller zu «aussergewöhnlichen Preisen» anbot. Ähnliche Aktionen gab es in Singapur, Kuala Lumpur und Bangkok. Schweizer Spezialisten haben beobachtet, dass im Schnitt 65 Prozent Rabatt gewährt wurde und dass mitunter jedermann willkommen war und keine Stückzahlbeschränkungen galten. Zu extremen Dumpingpreisen wurden Uhren der Genfer Manufaktur Roger Dubuis verscherbelt. So wurde etwa das Herrenmodell der Referenznummer G37140/3.63 für 45 000 Hongkong-Dollar auf den Markt geworfen - der Listenpreis beträgt 210 400 HKD (30 000 Franken). Es versteht sich, dass die Abnehmer versuchen, die Ticker auf dem Parallelmarkt weiterzuverkaufen. Für das Image der Luxusmarken ist das verheerend.
Uhrenkönig Wempe droht mit «kraftvoller» Reaktion
Die Aktionitis breitet sich auch in Europa aus, etwa in England, Spanien oder Italien, wo der Uhrenmarkt eingebrochen ist. Selbst in Deutschland, wo sich die Konsumentenlaune erstaunlich lange gehalten hat, sind erste Anzeichen zu erkennen. Wempe, der grösste deutsche Juwelier mit 500 Mitarbeitern, hat dies am 29. Dezember in einem ebenso besorgten wie geharnischten «Rundschreiben an alle Lieferanten» festgehalten: «Vorboten dieser Entwicklung waren bereits die Presale- und ersten "Preisknüller"-Aktionen einiger Juweliere.» Die Hersteller erhalten einen Schuss vor den Bug: «Diesen Weg wollen wir prinzipiell nicht einschlagen, halten uns aber die Möglichkeit offen, wenn diese Aktionen nicht unterbunden werden, darauf angemessen, aber kraftvoll zu reagieren.» Wempe unterhält in Deutschland 19 Geschäfte und betreibt 6 internationale Filialen, so in Paris oder New York.
Der deutsche Uhrenkönig rechnet im «optimistischen, ehrgeizigen» Szenario mit einem Umsatzrückgang von 10 Prozent im laufenden Jahr. Um die Lagerumschlagsgeschwindigkeit und damit die Liquidität zu sichern, müsse aber solchenfalls das Einkaufsvolumen «um zirka 25-30 Prozent zurückgefahren» werden - «je nach Drehzahl der jeweiligen Marke». Beyer, der Platzhirsch an der Zürcher Bahnhofstrasse, hat sich - nach einem wider Erwarten guten Weihnachtsgeschäft - vorsichtig auf einen Rückgang von 15 bis 20 Prozent eingestellt.
Die russischen Uhrenhandelsketten Mercury oder Louvre, aber auch die amerikanische Tourneau haben Hersteller längst aufgefordert, keine Ware mehr zu liefern. Tourneau zum Beispiel hat im November 40 Prozent weniger Rolex abgesetzt.
So weit gehen Wempe und bedeutende Schweizer Juweliere wie Les Ambassadeurs nicht. Aber auch sie haben Uhrenmarken angehalten, sie zu benachrichtigen, wenn bestellte Ware geliefert werden kann. «Wir bitten um strikte Beachtung dieses Vorgehens, um unnötige Rücksendungen zu vermeiden», moniert Wempe.
Hersteller wie etwa Rolex oder Breitling haben begonnen, die Produktion zu drosseln, und Temporärstellen gestrichen. Der Fachhandel befürchtet indes, dass weiterhin auf Halde produziert wird. «Ausgesprochen pessimistisch» gibt sich Michael Tay, Patron des asiatischen Distributors The Hour Glass: «Die Manufakturen haben nach wie vor unrealistische Erwartungen und werden gleich viel Uhren produzieren wie 2007, in der Hoffnung, ihre hohen Investitionen rentabilisieren zu können.» Dabei sei die «Uhrenlawine» schon niedergegangen.
Publiziert am 10.01.2009
Best wishes/Mit besten Grüßen/Med venlig hilsen
Torben Rick
Change Management -- Business Improvement
Torben Rick
Change Management -- Business Improvement